Teilnahme an der Modellbahnausstellung in Langenzenn

Am 25.Mai.1872 wurde die erste Vizinalbahn in Bayern von Siegelsdorf nach Langenzenn eröffnet. Erst 30 Jahre später wurde die Strecke dann als Localbahn bis Markt Erlbach verlängert.

Die Gemeinden entlang der später als Zenngrundbahn bekannt gewordenen Bahnstrecke feierten ihr Jubiläum ausführlich vom 26. – 29.Mai 2022 mit einer Vielzahl an Veranstaltungen entlang der Eisenbahnlinie.

Vielleicht stellt sich hier jemanden die Frage, was ist eine Vizinalbahn und was ist eine Localbahn bzw. was ist der Unterschied? Eine Erklärung hierzu gibt es am Ende des Artikels.

Im Rahmen der Feierlichkeiten gab es auch eine Modellbahnausstellung in der Kulturscheune Langenzenn, welche auf Initiative von Herrn Gerhard Striegel vom Heimatverein Langenzenn stattfand. Eingeladen wurden die Modellbahnfreunde Ammerndorf mit ihrer Segmentanlage Bibertalbahn, der Fürther Eisenbahnclub mit seiner Segmentanlage Adlerbahn und wir, der Modellbahnclub Nürnberg mit unserer Modulanlage nach freien Motiven einer Nebenbahn durch die verschiedenen Eisenbahnepochen. Die drei Modellbahnvereine wurden herzlich aufgenommen und betreut durch Hans-Peter Seichter vom Betreiberverein der Kulturscheune, der Hans-Sachs-Spielgruppe Langenzenn.

Bei einer Vorbesichtigung der Örtlichkeiten wurde festgestellt, dass wir mit der gewöhnlichen Aufbauweise unserer Modulanlage in Wellen- oder L-Form mit dem uns zur Verfügung stehenden Platz nicht zurechtkamen. Deshalb musste neu überlegt und improvisiert werden. Letztendlich kam eine U-Form zustande, wobei der Abstellbahnhof den kurzen Schenkel im Hintergrund bildete und das Verbindungsmodul zur eigentlichen Anlage neu erstellt werden musste (im Bild 3 noch teilweise erkennbar). Zudem ergaben sich kleine Unstimmigkeiten beim Zusammensetzen der Module hinsichtlich unterschiedlicher Landschaftsprofilabschlüsse.

Parallel erfolgten Recherchen über die durch die Jahrzehnte eingesetzten Bahnfahrzeuge auf der Zenngrundbahn, um diese dann auch im Modellbetrieb darstellen und fahren lassen zu können.

Am Montag, den 23.05.22 war es endlich soweit, es erfolgte das Verladen der Module und die Verbringung nach Langenzenn, am Mittwoch den 25.05.22 nachmittags dann der Aufbau. Ein paar kleine technische Probleme konnten am Donnerstag 26.05.22 noch vor Ausstellungsbeginn beseitigt werden. Sonst funktionierte alles und um 11.00 Uhr startete die Veranstaltung.

Gleich zu Beginn fanden sich zur Begrüßung Herr Erster Bürgermeister Jürgen Habel, Frau Beate Nijkamp, städtische Verantwortliche für die Organisation der Veranstaltung und eine Vertreterin der Presse ein. Nach einem Begrüßungswort wurde noch ein Spendenscheck an die Vertreter der teilnehmenden Vereine überreicht. Ein herzliches Dankeschön hierfür an dieser Stelle.

Bei dieser Gelegenheit wurden auch gleich Gruppenbilder der teilnehmenden Vereinsmitglieder gefertigt.

Nun zu den Bildern der Modulanlage und den eingesetzten Zügen auf der Zenngrundbahn.

Von der bayerischen Länderbahnzeit bis hinein in die Reichsbahnzeit kamen Lokomotiven der Baureihe D XI, spätere DRG-Baureihe 98.4-5 mit den typischen bayerischen Localbahnwagen für die Personenzüge zum Einsatz. In der Reichsbahnzeit war es dann übrigens 98 498, die planmäßig in der Lokstation Markt Erlbach stationiert war.

Ebenso von der Länderbahnzeit bis hinein in die Reichsbahnzeit waren die bayerischen Loks der Baureihe BB II, spätere DRG-Baureihe 98.7 vor Güterzügen im Einsatz. Die Lokomotiven hatten ein zweigeteiltes Triebwerk der Bauart Mallet, d. h. zweimal zwei angetriebene Achsen in jeweils extra drehbaren Gestellen. Im Zug befinden sich typische Wagen aus dem Nürnberg-Fürther Raum. So z.B. ein Kühlwagen der Vereinigten Margarine Werke Nürnberg, ein weiterer Kühlwagen der Bayerischen Milchwerke Nürnberg, sowie ein Bierwagen der ehemals Fürther Großbrauerei Grüner. Im Bild ganz links ist ein sogenannter Feuergutwagen zu erkennen. Feuergut war Stückgut, das leicht entzündlich, reizend, giftig, ätzend oder übelriechend war und von anderem Stückgut ferngehalten in offenen Wagen transportiert wurde.

In der Reichsbahnzeit kamen mit Beginn des Sommerfahrplanes am 22.05.1932 erstmals Triebwagen der Firma WUMAG auf der Strecke zum Einsatz. Mit ihnen wurden auch die bisherigen Fahrzeiten verkürzt, waren sie doch mit ihren 70 km/h Höchstgeschwindigkeit wesentlich schneller als die alten D XI Lokomotiven. Hier sehen wir VT 761 Nürnberg.

Ab dem 15.05.1934 wurde die Streckenhöchstgeschwindigkeit der Züge und Triebwagen auf 50 km/h erhöht. Somit genügten die nur 45 km/h schnellen 98.4-5 Dampflokomotiven nicht mehr. Neben den Triebwagen kamen nun Loks der Baureihe 70.0, ehemals bayerische Pt 2/3, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h auf die Zenngrundbahn. Gerade an Wochenenden und zur Langenzenner Kirchweih im Juni reichten die üblichen Zuggarnituren nicht aus, um dem Andrang der Menschen Herr zu werden. So wurde auch auf bayerische zweiachsige und dreiachsige Personenzughauptbahnwagen zurückgegriffen. Und da Kühe auch am Sonntag Milch geben, war zudem ein Milchwagen beigestellt.

Die Baureihe 98.10 ist zwar für die Zenngrundbahn nicht belegt, aber das Modell dieser Lokomotive macht einen hervorragenden Sound (also Dampfgeräusche) und so durfte sie einen typischen Güterzug der Zenngrundbahn bespannen. Gleich im ersten Wagen wird Hornvieh zum Schlachthof nach Nürnberg verbracht. In den beiden folgenden offenen Wagen werden Ziegelsteine und Ziegelbruch abtransportiert. Gab es doch in Langenzenn über viele Jahrzehnte mehrere große Ziegelwerke. Im vierten Wagen wird allgemein Stückgut abgefahren. Der weitere fünfte Wagen transportiert Kohle für die Ziegelwerke. Im nächsten sogenannten Rungenwagen wird eine Dreschmaschine der Firma Lanz an Landwirt Adelsberger in Markt Erlbach geliefert. Die weiteren gedeckten Güterwagen bayerischer Bauart transportieren landwirtschaftliche Güter, wie Getreide oder Kartoffeln in Säcken zu den Kaufleuten und Märkten nach Fürth und Nürnberg.

In der späten Reichsbahnzeit kamen gelegentlich auch schon Maschinen der Baureihen 64 auf der Vizinal- und Localbahn zum Einsatz. Hier zu sehen wieder mit einem verstärkten Ausflugszug zum Wochenende, gebildet aus bayerischen Dreiachsern C3i Bay99a und sogenannten Donnerbüchsen, Bauart Ci 28.

Wir machen einen Sprung in die frühe Bundesbahnzeit. Es kamen Dieselloks der Baureihen V36 und V80 neben Dampfloks der Baureihe 64 und gelegentlich Baureihe 50, welche in Siegelsdorf auf der Strecke nach Neustadt/Aisch im Schiebedienst bereitstanden, zum Einsatz.

Hier ist eine V80 mit einem damals recht innovativen Wendezug zu sehen, gebildet aus roten Donnerbüchsen inklusive Steuerwagen. Es gab auch einen recht modernen Wendezug aus roten Eilzugwagen der Gruppe 39, nur leider gibt es diese Wagen nicht als H0-Modell.

Wie schon erwähnt, waren bis zur Elektrifizierung der Hauptbahn von Nürnberg nach Würzburg in Siegelsdorf und Neustadt/Aisch drei Lokomotiven der Baureihe 50 bereitgestanden, um schwere Güterzüge nachzuschieben. Gelegentlich halfen diese auch auf der Zenngrundbahn aus. Im abgelichteten Güterzug befinden sich wieder Wagen mit lokalem Bezug.

Kurzfristig kam auch eine Lok der Baureihe 54.15 vor Personenzügen zum Einsatz. Später dann regelmäßig auch Maschinen der Baureihe 86 und V100 vor Personen- und Güterzügen.

Wir machen wieder einen kleinen Zeitsprung und begeben uns in die frühen 80’iger des letzten Jahrhunderts. Loks der Baureihe 211/212 kamen zwar überwiegend im Personenzugdienst vor Silberlingen (n-Wagen) oder Dreiachser bzw. Vierachser Umbauwagen (3yg u. 4yg Wagen) zum Einsatz. Gelegentlich zogen sie aber auch Güterzüge durch den Zenngrund.

Ab dem Sommerfahrplan 1974 bis Dezember 2008 kamen Triebwagen der Baureihe 614 auf die Strecke. Hier sehen wir zwei dieser Triebwagen, der eine in der attraktiven Epoche IV Poplackierung der 70’iger und 80’iger Jahre, der andere in der Zwischenlackierung Mintgrün der 90’iger Jahre. Sie stehen übrigens in dem noch nicht ganz fertig gestellten Bahnhof aus aktueller Zeit (Bahnepoche VI), während der andere bereits gezeigte Bahnhof, indem wir auch die Baureihe BB II sehen konnten, der Bahnepoche I, der Länderbahnzeit bis 1920 nachempfunden ist. Auf dem hiesigen Bild ist auch ein moderner barrierefreier Zugang, sprich eine Rampe zu den Bahnsteiggleisen zu erkennen.

Aus der Bahnepoche V stammt dieses Bild, sprich aus den 90’igern und 0’er Jahren. Es zeigt wiederum den Triebwagen der Baureihe 614 in mintgrün und eine Rangierlok der BR 360 mit einem sog. Übergabegüterzug. Die Baureihe 360 kam dabei eher sporadisch auf der Strecke zum Einsatz. Konsum- und Investitionsgüter werden heute in gedeckten Großraumgüterwagen der Gattung H transportiert. Der rote Tds-Wagen ist für nässeempfindliche Schüttgüter, wie z.B. Düngemittel bestimmt. Für den Transport von Schrott werden große vierachsige offene Wagen der Bauart Eaos oder Eanos herangezogen. Die formschöne Diesellok der Baureihe 212 steht zwischenzeitlich ausgemustert auf einem Denkmalgleis.

Grundsätzlich kamen auf der Strecke ab den späten 70’iger Jahren vor den Nahgüterzügen oder Übergaben Loks der Baureihe 290, später auch Baureihe 294 zum Einsatz bis zur Einstellung des Wagenladungsverkehrs im Mai 1998.

Gegen Ende ihrer aktiven Laufbahn halfen ab September 2013 für einige Monate Triebwagen der Baureihe 610 im Zenngrund aus. Diese waren ursprünglich zur Beschleunigung des Personenverkehrs auf den Strecken von Nürnberg nach Bayreuth, Hof, Weiden und Furth im Wald gebaut worden und waren dort auch über zwei Jahrzehnte im Einsatz. Eine Wagenkastensteuerung verhalf den Triebwagen zu einer schnelleren Kurvendurchfahrt, sie wurden deshalb auch liebevoll „Pendolino“ genannt.

Seit 2019 bestimmen Triebwagen der Baureihe 648 den Personennahverkehr auf der Zenngrundbahn. Damit ist die nicht vollzählige Fahrzeugschau auf unserer Modulanlage beendet.

Zum Abschluss gibt es noch ein Bild mit Blick vom Abstellbahnhof über das Modulanlagenarrangement. Dahinter in blauen T-Shirts sind übrigens die Ammendorfer Modellbahnfreunde mit ihrer Segmentanlage der Biebertalbahn zu sehen und noch weiter dahinter die Herren mit den hellblauen Hemden des Fürther Eisenbahnclubs mit seiner Schauanlage zur Adlerbahn, der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth.

Es war eine schöne Veranstaltung in angenehmen Ambiente unter herzlicher Bewirtung. Zudem lief die Modulanlage über die vier Tage reibungslos und es machte richtig Spaß!

Am Sonntag, den 29.05.2022 fuhr aus Anlass der Feierlichkeiten ein Dampfsonderzug der FME, gezogen von der 52 8195 von Fürth über Siegelsdorf, Langenzenn nach Markt Erlbach. Im weiteren Verlauf des Tages pendelte er mehrmals zwischen Siegelsdorf und Markt Erlbach um die Besucher zu den Orten der verschiedenen Veranstaltungen zu befördern. Abends ging es wieder zurück nach Fürth.

Der MEC Nürnberg nahm mit seiner Kindermodellbahngruppe im Rahmen eines Ausflugs an der Fahrt teil. Dabei wurden der Mittelaltermarkt in Markt Erlbach, das Oldtimertreffen in Wilhermsdorf und natürlich die Modellbahnausstellung in Langenzenn besucht.

Die Bevölkerung nahm regen Anteil an den Feierlichkeiten. An den größeren Stationen entlang der Strecke wurde der Zug jeweils mit Blasmusik von den örtlichen Honoratioren empfangen. Spätestens ab dem Bahnhof Langenzenn war der Zug gut gefüllt bis überfüllt. So mancher Inhaber einer Fahrkarte konnte leider nicht mehr mitfahren. Auch am Endpunkt der Strecke in Markt Erlbach war entsprechend „großer Bahnhof“. Unseren Kindern jedenfalls hat es gefallen.

Und wer es nun bis hierher durch den Artikel geschafft hat, bekommt zur Belohnung wie am Anfang angekündigt nun noch die Erklärung was der Unterschied der Vizinalbahn zur Localbahn ist.

Die Vizinalbahn fußt aufgrund bayerischen Gesetzes vom 29.04.1869. Hintergrund war, dass das damals finanziell klamme Königreich Bayern den Bau von Nebenbahnen abgehend von den Hauptbahnen zur Erschließung der Gemeinden im ländlichen Raum fördern wollte. Inhalt des Gesetzes war der Bau und die Finanzierung solcher Bahnen. Das Gesetz legte fest, dass der Grunderwerb und die Herstellung der Erdarbeiten von den interessierten Gemeinden selbst finanziert werden mussten.

Nachdem dies eine relativ große finanzielle Hürde für die allermeisten Gemeinden in Bayern war – es wurden nur 14 Vizinalbahnen gebaut – erlies man später das Localbahngesetz, welches erfolgreicher wurde. Hier mussten die Gemeinden nur noch den Grunderwerb zum Bau der Bahn finanzieren. Die Kosten des Bahnbaus und der Erdarbeiten übernahm die Königlich Bayerische Staatsbahn. Dafür erhielten die Gemeinden allerdings keine Einnahmen mehr aus dem Betrieb der Bahnen. Jedenfalls wurden aufgrund dieses Localbahngesetzes noch eine Vielzahl an Nebenbahnen in Bayern gebaut.

Quelle: Buch Eisenbahn Siegelsdorf-Markt Erlbach von Wolfgang Bleiweis und Gerhard Striegel

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