Seit längerer Zeit werden beim MEC Nürnberg Stellpulte aus Plexiglas verwendet. Wie es dazu kam schildert unser Mitglied Lars:
Die Geschichte der Stellpulte aus Plexiglas beim MEC Nürnberg beginnt bei der Modulanlage. Am Anfang gab es da für den Bahnhof Mitterwacht ein „Mäuseklavier“. Die Abstellgruppe hatte ein selbstgebautes Holzstellpult, das ein Gleis zu viel eingezeichnet hatte und die Digitalzentrale stand mit auf dem gleichen Brett. Das war von der Konstruktion her gut zu bedienen, wenn man auf einer Seite der Anlage stand, aber sehr schlecht wenn man auf der anderen Seite stand.
Gute Bekannte von mir haben in Nürnberg einen Schilder- und Stempel-Laden. Ich gebe zu, dass alles was nun folgt nur durch “Vitamin-B” möglich war, aber wenn man die Möglichkeit hat, was ist daran denn verwerflich?
Als ich eines Tages mal wieder zu Besuch war, ist mir bei meinem Bekannten ein selbstgebautes Kästchen aus Plexiglas aufgefallen, das irgendeine Technik beherbergte. Mir ist die Idee gekommen, man könnte doch so eine ähnliche Konstruktion als Stellpult für die Modulanlage bauen. Also haben wir mal ausprobiert, ob sich dieser Gedanke in die Tat umsetzen lässt. Ein Plexiglasrest (zufälligerweise für Nürnberg passend in rot) war schnell gefunden und entsprechend zugeschnitten. Die Vorlage wurde mit dem Programm Corel-Draw erstellt und ein Industrielaser hat im Plexiglas nach der Vorlage entsprechend Material abgetragen. Bei der Erstellung der Vorlage war zu beachten, dass das Stellpult von beiden Seiten des jeweiligen Bahnhofs gleich gut zu bedienen sein musste. Deswegen sind die Stecker und die Beschriftungen an einem seitlichen Ende des Stellpultes gelegt.
Der Laser kennt zwei Arten zu arbeiten:
- auf einer vordefinierten Fläche wird gleichmäßig Material abgetragen. Dieser Modus wurde verwendet für die Beschriftung, die Gleislinien und die Vertiefungen, die für die Muttern der Schalter und Taster vorgesehen waren.
- es wird an einer vordefinierten Linie entlang gelasert. Das wurde verwendet, um die runden Löcher für die Schalter und Taster zu erstellen.
Die Linien und die Beschriftungen wurden anschließend mit Farbe versehen. Dabei war es aber mit vertretbarem Aufwand nicht möglich, die Farbe ausschließlich in die Vertiefungen zu füllen, es lief auch was daneben, was mit Hilfe von Alkohol als Lösungsmittel wieder entfernt werden musste. Alleine dieses Ergebnis konnte sich schon sehen lassen. Nun musste das Stellpult zusammengeklebt werden. Dafür wurde ein spezieller Plexiglaskleber verwendet, der unter UV-Licht aushärtet. Nach jeder Klebestelle musste das Stellpult erst mal für ca. 15 Minuten unter einem großen UV-Bräunungsstrahler gelegt werden. Als letztes wurden an der Unterseite des Kastens in den vier Ecken größere Plexiglaswürfel geklebt, in die dann die Löcher für die Boden-Befestigungsschrauben gebohrt wurden. Nachdem in die Löcher noch Gewinde geschnitten worden waren, war der Rohbau fertig. Nun folgte die Verkabelung und deren Dokumentation.
Das erste Stellpult von Mitterwacht war nun fertig und Einsatzbereit. Es verrichtet bis heute zuverlässig seinen Dienst. Für die Kollegen im Verein war das Ergebnis nicht schlecht, weshalb mir gleich Folgeaufträge erteilt wurden. Aufgrund der Anzahl der Auftrage und der Tatsache, dass die Methode, vorhandene Plexiglasreste zu verwenden zwar beim ersten Stellpult gut funktioniert hat, es aber nicht zu erwarten war, das das auch zukünftig so gut funktionieren würde, wurde erst mal in gut einen Quadratmeter neues, dunkelrotes Plexiglas investiert. Man erkennt die abweichende Farbe des ersten Stellpultes bis heute.
Es folgten nun in der gleichen Bauweise:
- Ein Stellpult für die Abstellgruppe (noch heute in Betrieb. Obere Platte in zwei Teilen und auch verschraubt, nicht geklebt, um Teilplatten austauschen zu können, was zwischenzeitlich auch geschehen ist, da ein Modul mit der Schiebebühne nachträglich gebaut wurde).
- Ein Stellpult für den Bahnhof Glückstadt (noch heute in Betrieb. Da der Bahnhof zur Umschaltung zwischen zwei verschiedenen Digitalzentralen oder Boostereinspeisungen verwendet werden soll, ist hier im Stellpult eine entsprechende Schaltung eingebaut worden).
- Ein Stellpult für die Awanst Steinbruch (bis heute nur im Rohbau fertig, Verkabelung teilweise erstellt. Da aber bei den zugehörigen Modulen auch seit mindestens 5 Jahren quasi Baustopp ist besteht da keine Eile. Die Verkabelung wird noch rechtzeitig komplettiert werden).
- Ein Stellpult für eine zugekaufte Straßenbahn- und Bus-Anlage (im Gegensatz zur Anlage voll funktionsfähig fertiggestellt und betriebsfähig. Die Anlage wurde mittlerweile veräußert und durch den jetzigen Besitzer zerlegt. Der aktuelle Standort des Stellpultes ist nicht bekannt, es sollte aber noch irgendwo rumliegen).
Von dem Quadratmeter dunkelrotem Plexiglas ist nun nur noch ein kläglicher Rest übrig, der nicht für ein weiteres vollständiges Stellpult reichen würde. Im Laufe der Zeit haben sich auch einige konstruktive Nachteile gezeigt. Welche das sind und wie die zweite Generation der Stellpulte entstanden ist lesen Sie dann im zweiten Teil, den wir demnächst veröffentlichen.